Wir sind PYRASER

Marlies Bernreuther: Mutter, Brauereichefin, Powerfrau und Athletin

25. Juni 2020

Marlies Bernreuther ist von Kindesbeinen an fest mit der Pyraser Landbrauerei verwurzelt. Seit 2010 leitet sie das Traditionsunternehmen in der 5. Generation. Im Interview blickt die Brauereichefin nicht nur auf die Entwicklungen und Ereignisse der letzten 150. Jahre zurück, sondern gibt auch persönliche Einblicke und verrät unter anderem, mit welcher Berühmtheit sie gerne ein Mal ein Bier trinken würde.

Frau Bernreuther, wie viele wissen haben Sie 2010 die Pyraser Landbrauerei von Ihrem Vater übernommen und sind bereits von Kindertagen an mit dieser fest verbunden. Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn sie an Ihre Kindheit in der Brauerei denken?
Das ist schon immer der Geruch der Maische im Sudhaus – leicht süßlich. Den hab ich von ganz klein auf in Erinnerung. Wer diesen Geruch nicht mag, der kann keine Brauerei führen.

Bevor Sie die Leitung der Brauerei übernommen haben, haben Sie eine Ausbildung im Familienbetrieb absolviert. Können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag am 1. September 1995 erinnern?
Ich kann mich noch sehr gut an einen Tag in der Buchhaltung erinnern. Nur kurz habe ich meinen Kopf mit den Händen gestützt, da gab es gleich eine Rüge von meinem Ausbildungsleiter Gerhard Wieland. Wenn ich müde wäre, sollte ich einmal um den Block laufen – und definitiv keine Zigarette dabei rauchen!!
Aber die Brauerei ist für mich schon seit ich denken kann wie ein Zuhause, von daher war der erste Arbeitstag keine neue Welt für mich.

Nun sind Sie schon lange keine Auszubildende mehr, sondern führen die Brauerei seit mittlerweile 10 Jahren. Wenn Sie uns eine Einblick in Ihren Berufsalltag geben müssten, mit welchen 3 Worten würden Sie Ihren Beruf beschreiben?
• Vielfältig
• Gestaltend
• Bewegend

Was sind die Dinge/Aufgaben, die Ihnen am meisten an Ihrem vielfältigen Beruf gefallen?
Ich liebe es, wenn meine Mitarbeiter den Ball aufnehmen. Den offenen und intensiven Austausch mit allen. Dabei kommen tolle Projekte ins Rollen. Da steckt so viel gute Energie drin!

In Ihrem Beruf durften Sie die letzten Jahre vielfältige Projekte gestalten und realisieren. Gibt es Projekte und Themen, auf die Sie besonders stolz sind?
• Gleich zu Beginn 2010 habe ich die Individualflasche für unsere Waldquelle eingeführt. Seitdem haben wir den Ausstoß verdoppelt.

• Wir haben Equal Pay in Pyras, Frauen verdienen gleich viel wie Männer! Außerdem haben wir hier einige Frauen an wichtigen Schlüsselpositionen (Fuhrpark, Buchhaltung, Qualitätssicherung – alles fest in Frauenhand!)

• Absolut integrativ: Wir beschäftigen Menschen mit Behinderung, haben Kollegen aus vielen Nationen, alle Altersstufen sind vertreten.

• Die Verbundenheit der Mitarbeiter zum Unternehmen zeigt sich durch eine sehr lange Betriebszugehörigkeit und eine sehr geringe Krankheitsquote. Jeder hat hier seinen Platz, wenn er seinen Beitrag leistet. Das ist mein wichtigster Erfolg!

Die Pyraser Landbrauerei setzt nicht nur auf Mehrweg, sondern auch auf die Nutzung von erneuerbaren Energien in der Produktion. Welchen Stellenwert haben Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Ihrem Unternehmen?
Der Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ist neben dem Einkauf hochwertiger Rohstoffe der wichtigste Punkt in einer Brauerei. Wir setzen viel Energie ein und geben viel Energie ab. Das in einen wirtschaftlichen, nachhaltigen und ressourcenschonenden Kreislauf zu bringen, ist die absolute Königsdisziplin. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten, um nachhaltig zu produzieren. Ich sehe es als meine persönliche Verantwortung, diese Möglichkeiten soweit es geht auch zu nutzen.

Es gibt nicht viel Frauen, die eine Braurei in Deutschland leiten. Haben Sie als Brauereichefin mit Vorurteilen zu kämpfen? Wenn ja, welche sind das?
„Eine junge Frau an der Spitze einer Brauerei!“ Es standen und stehen immer wieder Vorurteile im Raum, mit denen ich sehr oft konfrontiert werde. Ich habe dafür allerdings zum Glück keine Resonanzfähigkeit. Wichtig für eine Brauereichefin ist es, dass einem Vorurteile komplett egal sind.

Als erfolgreiche Unternehmerin sind Sie ein Vorbild für viele junge Frauen. Haben Sie selbst Vorbilder, an denen Sie sich orientieren oder orientiert haben?
Leider nein. Ich musste mich immer an mir selbst orientieren. Das gibt große Freiheit, aber ich habe auch viel Lehrgeld bezahlt.

Gibt es Erinnerungen/ Anekdoten, die Sie noch heute zum Schmunzeln bringen, wenn Sie an die letzten Jahre denken?
Es gibt sehr, sehr viele Geschichten, die vor allem langjährige Kollegen immer wieder „aufwärmen“ und zu denen wir dann gemeinsam lachen. Ein tolles Erlebnis für uns alle war sicherlich, als unser Braumeister Helmut Sauerhammer 7 Kilometer im Rothsee geschwommen ist. Wir haben ihn dafür gefeiert und auf dem letzten Kilometer im Wasser begleitet.

Wer als Tochter eines Brauereibesitzers groß geworden ist, hat garantiert auch einen Lieblingsort in der Landbrauerei. Wenn ja, welcher ist das?
Ja, unsere alte Wirtsstube. Hier werden die Weichen für die Zukunft gestellt.

Bei über 50 Bieren und alkoholfreien Getränken haben nicht nur die Kunden, sondern auch Sie die Qual der Wahl. Welches Getränk trinken Sie am liebsten?
Momentan mein absoluter Favorit: MAJU Limette-Minze. Außerdem natürlich ein Dauerbrenner bei uns zu Hause: Wasser sanft. Für die Johannisbeerschorle würde ich auch schon mal ein Bier stehen lassen 😉 Meine kleinen Kinder lieben die Apfelschorle naturtrüb, mein großer Sohn das alkoholfreie Weizen.

Wie schmeckt für Sie das perfekte Bier?
Ich finde, jede Sorte hat ihren Charme. Und ich mag gerade beim Bier die einzigartige Vielfalt. Mein absolutes Lieblingsbier ist unser Hopfenpflückerpils. Die wunderbare Balance zwischen herbem Hopfenaroma und den leicht süßlichen Noten aus dem Malz – kombiniert mit einem schönen stabilen Schaum. Das perfekte Bier!

Jedes Bier schmeckt noch besser, wenn es mit dem passenden Gericht ergänzt wird. Was ist Ihre absolute Lieblingskombination bei Bier und Essen?
Fränkisch: Landbier mit Schäuferla
Exotisch: IPA mit Chilli con Carne
Vegan: Pils mit veganem Burger

Mit welchem Prominenten wollten Sie schon immer mal gemeinsam ein Bier trinken?
• Dem Pianisten Igor Levit
• Der Redakteurin Sabine Rückert
• Dem Psychologen Dr. Leon Windscheid
• Der Politikerin Annalena Baerbock

Die Pyraser Landbrauerei ist nicht nur für ihr Bier, sondern mittlerweile auch für die zahlreichen Veranstaltungen auf dem Gutshofgelände bekannt. Welche Veranstaltung besuchen Sie persönlich am liebsten?
Mein absoluter Favorit ist das Pyraser Hopfenpflückerfestival, das nun schon 2 Mal stattgefunden hat. Die Kombination aus Tradition und Moderne, Brassmusik, dazu modern interpretierte, zünftige Speisen und Getränke. Eine super Stimmung für alle Altersgruppen. Der schönste Abend im Jahr für mich!

Wenn Sie einen Tag komplett für sich haben und überhaupt keinen Verpflichtungen nachgehen müssen, wie verbringen Sie diesen?
Mit Sport, Gartenarbeit und Lesen.

In Ihrer Freizeit sind Sie sehr aktiv und haben auch schon am Langdistanz Triathlon DATEV-Challenge teilgenommen. Gibt es eine sportliche Aktivität, die noch ganz oben auf Ihrer Liste steht?
Ich liebe das Sein und Erleben in der Natur. Wasser in seinen verschiedensten Zuständen zu spüren ist wundervoll. Aber auch Trailläufe fernab von Straßen. Eine Alpenüberquerung per Rad oder zu Fuß … oder die ruhigere Variante, das Bewandern des Jakobswegs.

Sie haben einen Rauhaardackel Namens Lissy, der Sie auch stets auf Trab hält. Welche Eigenschaften mögen Sie an ihr am liebsten?
Sie hört nur, was sie hören möchte. Sie ist überhaupt nicht nachtragend und der fröhlichste, lustigste und menschenfreundlichste Hund, den ich kenne.

In den letzten Jahren haben Sie viel erlebt und vieles gemeistert. Wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken, was waren bisher die Momente/Ereignisse, die Sie zu der Person geformt haben, die Sie heute sind?
Jeder Tag… 😉

Wenn Sie für einen Tag eine andere Person sein dürften, mit wem würden Sie gerne Ihre Identität tauschen?
• Mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mich interessiert sehr, wie sie arbeitet.
• Mit der Triathletin Chrissy Wellington. Einmal schnell sein 😉

Stellen Sie sich vor, es wird eine Zeitmaschine erfunden, und Sie hätte die Möglichkeit, auf eine Zeitreise zu gehen. In welches Jahr würden Sie in die Pyraser Geschichte reisen und warum?
Besonders spannend fände ich es, Pyras in den Jahren 1870-1920 zu besuchen. Die Rolle als Frau war damals sicher noch so, wie ich sie für mich nicht möchte – doch der Beginn der Industrialisierung in Pyras, den Fokus auf die Landwirtschaft gerichtet, das würde mich sehr interessieren. Außerdem würde ich gerne Wissen wie es zu Zeiten des 2. Weltkriegs in Pyras war. Ich hätte gern meine Urgroßmutter Kunigunde Bernreuther kennen gelernt. Sie war den Erzählungen nach eine sehr respektvolle und kluge Frau.

Die Pyraser Landbrauerei feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Abschließend, was wünschen Sie dem Unternehmen für die nächsten 150. Jahre?
Faire Partnerschaften mit Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden. Für jede Seite muss genügend Spielraum sein, dass es allen Spaß macht.

You Might Also Like